Funk in Braunschweig Die ersten Anfänge
Vorwort |
Durch Zufall habe ich Original-Dokumente aus den ersten Jahren des Amateurfunks und dem Beginn des deutschen Rundfunks im Bereich der Reichspostdirektion (RPD) Braunschweig, später Oberpostdirektion Braunschweig, erhalten.
Das sind zwei DIN-A4-Ordner! Über die Amateurfunk-Geschichte kann man im Internet an verschiedenen Stellen nachlesen. Hier berichte ich im wesentlichen über die Geschichte des Amateur-(Funks) in Braunschweig aus den mir zur Verfügung stehenden Original-Akten der RPD Braunschweig. Ich habe die Unterlagen mit großer Spannung gelesen und meine, dass sie der Amateurfunkgemeinde und den Radiofreunden zugänglich gemacht werden sollten. Die Unterlagen betreffen nicht nur die privaten Funkstellen sondern auch Versuchsfunkstellen. Diese hatten ähnliche Rufzeichen wie die "Liebhaberfunker" und sie durften auch die Amateurfunkbänder benutzen, aber ein Funkkontakt untereinander war nicht zulässig.
Hinweis: Rot umrandete Bereiche anklicken für weitere Infos! Auf dieser Seite gibt es einige Rufzeichenlisten aus der Vorkriegszeit:
1925: Klubstationen mit K-Rufzeichen.
Internet-Adressen für weitere Recherchen:
Mir bekannte Chroniken von folgenden Ortsverbänden des DARC: Wer war Willy Bremer?
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Viele der mir zur Verfügung stehenden Dokumente aus der Anfangszeit sind auf Willy Bremer ausgeschrieben. Er war damals Bürgermeister von Wenden und beteiligte sich aktiv am Leben der ersten Funkvereine. Das nebenstehende Bild wurde mir von der Familie zur Verfügung gestellt! Ich bin auf der Suche nach weiteren Nachkommen der "Pioniere" der ersten Zeit und bin für jeden Hinweis dankbar! Die OPD-Unterlagen werte ich schrittweise aus und gebe das Ergebnis hier wieder. Es bleibt noch viel zu tun.... Bitte öfter mal reinschauen! |
Die Chronik
Es begann in den USA Ein Zeitpunkt für den Beginn des "Amateurfunks" läßt sich sicher nicht definieren. In den USA wurde die "American Radio Relay League", ARRL, 1914 gegründet, die es auch heute noch gibt. Es gab aber in den USA schon vorher Funkverbände, die sich aktiv mit dem Senden beschäftigten. In Deutschland war die Situation weitaus schwieriger. Das "Gesetz über das Telegrafenwesen des Deutschen Reiches" vom 6. April 1892 hatte noch immer Gültigkeit, nach dem alle Arten von "Telegrammen" dem Staat vorbehalten waren. - Und dies im weitesten Sinne. Der Betrieb einer Sendeanlage war daher unmöglich. International gab es schon Festlegungen für Amateurfunk-Rufzeichen: Am 23. April 1913 legte die "London International Radiotelegraphic Conferenz" fest, dass die Rufzeichen aus einer Zahl und zwei bis drei Buchstaben bestehen. Deutschland erhielt die "4". Am 29. Oktober 1923 wurde der "Unterhaltungsrundfunk" in Deutschland eingeführt. Hier die Verfügung.
2. März 1924: Gründung der Ortsgruppe Braunschweig Wann sich in Deutschland die "Radio-Amateure" oder "Funkamateure" - einen Unterschied gab es zunächst nicht - organisiert haben, ist mir nicht bekannt. Das war irgendwann in den Jahren 1922 und 1923, als die Kunde von den großen Erfolgen der Amerikaner auf dem Funkgebiet durch Europa ging. Es gab u. a. einen Klub namens Deutscher Radio-Klub E. V.. Die Satzung der Ortsgruppe Braunschweig ist am 2. März 1924 errichtet:
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1924: Empfangsgenehmigungen in Deutschland Am 8. März 1924 wurde zunächst auf Grundlage des Artikels 48 der damaligen Reichsverfassung eine "Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs" erlassen. Sie begrenzte den Begriff "Funkanlagen" genauer. Danach konnten Privatpersonen eine "Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch" erhalten. Sie mußten dazu Mitglied in einem der Funkvereine sein:
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Unter den "Bedingungen" heißt es zur Empfangsanordnung: Es dürfen verwendet werden: 1. von der DRP zugelassenes und mit RTV gestempeltes Gerät (einschließlich Zusatzgerät und Röhren), 2. selbsthergestellte oder fertig gekaufte ungestempelte Detektor-Empfangsanordnungen ohne Empfangs- oder Verstärker-Röhren. Das gestempelte Gerät besitzt folgende Eigenschaften: a) Wellenbereich 250 bis 700m; b) keine Schwingungserzeugung, auch nicht bei erhöhter Heiz- oder Anodenspannung. Änderungen... sind verboten. Mitte das Jahres 1924 wurde die "Detektorerlaubnis" von der "Audionerlaubnis" abgelöst:
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Die Erlangung einer Audion-Versuchserlaubnis war weitaus schwieriger, wie aus dem nachstehenden Schreiben des Deutschen Radio-Klubs E.V., Ortsverband Braunschweig, hervorgeht.
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Ende 1924 erhielten anerkannte Funkvereine Sendelizenzen für Kurzwellenbänder, ebenso Hochschulinstitute und Entwicklungslabors der Industrie.
1925: Deutscher Radio-Klub e.V., Bezirksgruppe Braunschweig Die Geschäftsstelle der Ortsgruppe Braunschweig (später auch "Bezirksgruppe" Braunschweig) befand sich in der Güldenstraße 24. Man traf sich regelmäßig im Logenhaus Okerstraße 13. Bei jedem Treffen gab es mehrere Vorträge. Im Saal des Logenhauses fand auch am 31. Januar 1925 das 1. Stiftungsfest statt: Bestehend aus "gemeinsamer Tafel, ernsten und heiteren Vorträgen, musikalischen Darbietungen, Tanz und verschiedenen Überraschungen"..."Etwa einzuführende Gäste sind der Tafelordnung wegen namentlich aufzuführen"...Erster Vorsitzender der Bezirksgruppe Braunschweig war in dieser Zeit Dr. Serger.
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Einladungen
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!!!!! Am 31. März 1925 liefen die Audion-Versuchserlaubnisse aus. !!!!! Aus den Mitteilungen des Deutschen Funk-Kartells, 2. Jahrgang, Nr. 3, Hamburg, den 15. März 1925, geht die Organisation der Verbände hervor. Das Deutsche Funk-Kartell ist der Zusammenschluß der Deutschen Vereine von Funkfreunden. Von der Deutschen Reichs-Post anerkannte unmittelbare Mitglieder des Kartells:
Deutscher Radio-Klub e.V., Berlin,
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Eine Meldung aus dem Mitteilungsblatt belegt, dass zu dem Zeitpunkt schon illegale "Amateurfunkstationen" auf den Bändern aktiv waren:
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Ab 1. Juli 1925 erhielt nach einem Beschluß des Deutschen Radio-Klubs jedes Mitglied die Zeitschrift "Der Radio-Amateur": "Der Radio-Amateur erscheint vom 1. Juli ab wöchentlich einmal und enthält alle Programme der Deutschen Rundfunksender, so dass Sie nicht mehr nötig haben, sich eine andere Zeitung zu halten." Ein Hinweis für die Mitglieder hier.
Die "K"-Rufzeichen Ab 1924 wurden die ersten Reichspost(an)rufzeichen ausgegeben. Als Rufzeichen gab es einen Buchstaben und eine Ziffer (1925 ein ‘K’ - siehe unten - davor) nach folgendem Schlüssel: (K)A0 - (K)D9 Berlin und Umgebung (K)K0 - (K)Q9 übriges Reich ausser Bayern und Württemberg (K)V0 - (K)X9 Bayern (ehemaliges Königreich) (K)Y0 - (K)Y9 Württemberg (eh. Königreich).
Der Oberdeutsche Funkverband war einer der ersten Verbände, dem Ende 1924 eine Amateur-Sende-Genehmigung erteilt wurde. Hier eine QSL-Karte mit dem Rufzeichen KY4. Der Rufzeicheninhaber Rolf Formis entwarf auch die QSL-Karten für Höramateure. Er gab die DE-Nummern aus und legte damit den Grundstein zur späteren DE-Organisation des DASD:
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Weitere Rufzeichen, findet man im Internet, z.B. auf der Homepage des OV Y24 (weitere Lizenzerteilungen oder Rufzeichen von Industrie oder Forschungseinrichtungen?):
KC1 - Deutscher Radioclub Ortsgruppe Ringenwalde (Kr. Templin) Aus den Einladungsschreiben der Bezirksgruppe Braunschweig, Deutscher Radioklub, geht hervor, dass einen Versuchssender betrieben wurde. Das Rufzeichen wird aber nirgends genannt. Nach der obigen Liste muß es KQ2 gewesen sein. Schon den ersten K-Genehmigungen gelangen Funkkontakte mit allen Erdteilen. Es ist nicht mehr überprüfbar, ob die damalige Reichspost die höheren Sendeleistungen und den weltweiten Funkverkehr entweder nicht orten konnte oder gar ein Auge zudrückte. Auch Funkwettbewerbe (‘Sendetage’ genannt) gab es bereits 1926.
Zurück zur Vereinsgeschichte |
Auf dem Fabrikgelände Wendenmaschstr. 21 befindet sich eine "Chemische Konservierungsmittelfabrik" und ab 1928 eine "Versuchsstation für die Konserven-Industrie". Verantwortlich ist Dr. phil. Hermann Serger, Staatl. approb. Nahrungsmittelchemiker. Die Versuchsstation befindet sich unter der Leitung von Dr. Serger dort zumindest bis 1942. |
Einladung zum 28. September 1925 Thema dieser Versammlung geht es um die Umstellung der Bezirksgruppe in den Funk-Verein (Name, Satzung). |
Aus den diversen Funkvereinen wurde 1925 der Deutsche Funktechnische Verband (DFTV) gegründet. - Daher in verschiedenen QSL-Karten der Vermerk, daß QSL-Karten "via D.F.T.V." zu senden sind. Schließlich fanden sich die deutschen Funkamateure im Deutschen Amateur Sende- und Empfangsdienst (DASD im DFTV) mit Sitz in Berlin im Jahre 1926 zusammen.
1925: Funk-Verein e.V. Braunschweig, Neugründung am 1. Oktober 1925 |
Die Satzung des
"Funk-Vereins" e.V. Braunschweig: Zweck und Ziel des Vereins: "Der Funk-Verein e.V. Braunschweig bezweckt den Zusammenschluß aller Freunde der drahtlosen Telephonie und Telegraphie und gemeinsames Vorgehen mit anderen Vereinen. - Der Verein arbeitet mit an der kulturellen Bedeutung des Rundfunks und macht sich besonders die technische Durchbildung seiner Mitglieder zur Aufgabe. Dieses soll erreicht werden durch theoretische und praktische Belehrungen in Kursen und Vorträgen, durch Vorführungen u.s.w. - Ein wirtschaftlicher Betrieb ist ausgeschlossen."
Die Vereinsmitglieder wurden im allgemeinen per Postkarte zu den Sitzungen eingeladen. Auf den Postkarten stand auch die Tagesordnung. Hier Einladungskarten aus der Zeit
Erste Funk-Ausstellung:
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Einladung und Programm |
Bericht in der "Beilage zur Braunschweigischen Staatszeitung Nr. 66, 7. März 1926":
Eröffnung der Funkausstellung:
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Hier die Liste der ab Oktober 1926 vom Funk-Verein geplanten Kurse, darunter auch Telegraphie-Kurse!
Zweite Funk-Ausstellung: Der engere und weitere Vorstand setzte sich 1926 wie folgt zusammen (Siehe Einladung zur Hauptversammlung 1927):
- Gesetzlicher Vorstand: Dr. H. Serger, Ingenieur Kurt Müller. Das Jahr 1927
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Gründung des DASD |
Unter der Regie des Deutschen Amateur Sende- und Empfangsdienstes, DASD begann die Blütezeit des Schwarzsendetums. Um eine gewisse Ordnung in den Amateurfunk zu bringen, führte der DASD Lizenzprüfungen ein. Der DASD vergab halbschwarze Lizenzen der Form D4XXX. Damit war die inoffizielle QSL-Vermittlung verbunden.
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In der Einladung zur Hauptversammlung 1927 ist die Zusammensetzung des Vorstandes 1926 aufgeführt (siehe oben).
Interessant wieder die Einladungskarten für das Jahr 1927. Das Jahr 1928 Hier Schreiben zum Jahreswechsel, zur Einladungen zur Generalversammlung am 16. Januar, zur 2. Sitzung am 6. Februar und zur 3. Sitzung des Geschäftsjahres 1928 am 20. Februar 1928, jeweils mit Angabe der Tagesordnungspunkte, die Aufschluß über die aktuell behandelten Themen geben. Interessant wieder die Einladungskarten ab Juli 1928.
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Einladung zur Sitzung 19. September 1928 Es wird berichtet über "die große Berliner Ausstellung" und "die kleine Braunschweiger-Funkausstellung"
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Der Funk Verein beschäftigte sich auch mit der Sendetechnik, wie aus einer QSL-Karte der Station EK4AEY hervorgeht. Am 18.02.1928 hatte OM Siems ein QSO mit der ersten YL in England. Als QRA ist angegeben: Funk Verein, Braunschweig; Wendenmaschstr. 21:
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Die QSL-Karte ist der K8CX Collection entnommen. Es ist anzunehmen, dass der Funk Verein schon vor dem 18. Februar 1928 Inhaber des Rufzeichens war. |
In der "K8CX Collection" sind 14 Karten aus Deutschland mit EK4-Rufzeichen aus der Zeit von Ende 1927 bis Anfang 1929 abgebildet. Es fällt auf, daß nur auf wenigen Karten der genaue Standort angegeben ist.
Eine dieser QSL-Karten mit dem Rufzeichen EK4QB wird Adolf Ehni zugeschrieben (sie ist nicht in der K8CX Collection enthalten). Auch auf ihr ist als Standort nur "nahe Hannover" angegeben. Google Earth entschlüsselt aber die Koordinaten in Richtung TU-Gelände in Braunschweig (könnte Wendenmaschstr. sein):
Das Jahr 1929
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Erster Weltnachrichtenvertrag: | Am 1. Januar 1929 tritt in Washington der erste Weltnachrichtenvertrag in Kraft und regelt den grenzüberschreitenden Nachrichtenverkehr. Er nimmt den Amateurfunk in den Katalog der Funkdienste auf ("privat experimentall station", mit dem Zusatz: "eine Station, benützt von einem Amateur"). Zur Unterscheidung der Nationalität der Funkstellen werden internationale einheitliche Landeskenner herausgegeben, die für alle Funkstellen anzuwenden sind und den "privaten Landeskenner" der IARU ablösen. Deutschland erhält den Buchstaben D. Fortan beginnen die Rufzeichen deutscher Amateurfunkstellen mit einem D |
Am 8. Januar 1929 fand die Generalversammlung des Funk-Verein e.V. statt, auf der folgender Vorstand gewählt wurde: - 1. Vorsitzender: Dr. H. Serger, - 2. Vorsitzender: W. Zilly, - 1. Schriftführer: H. Lochte, - 2. Schriftführer: cand. Phys. H. Schmalbruch, - Kassenwart: W. Kraft. Hier die Einladungskarten sowie die Einladungsschreiben des Jahres 1929: Auf einer Sitzung am 20. April 1929 wurde ein Sende-Empfangsgerät "Siems - Ehni" vorgestellt. Zum erst Mal wird Adolf Ehni erwähnt, der in der späteren Geschichte des Amateurfunks bis in die Nachkriegszeit maßgeblich das Vereinsleben gestaltet hat. Hier eine Beschreibung seiner Amateurfunkstation mit dem Rufzeichen D4FD. Adolf Ehni war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Aus der Nachkriegszeit ist er vielen Funkamateuren unter dem Rufzeichen DL1SX noch in guter Erinnerung.
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Frequenzbereiche für "private Versuchsfunksender" |
Im Laufe des Jahres 1929 wurden in Deutschland Frequenzbereiche für "private Versuchsfunksender" - neu - festgelegt, wie aus einem Schreiben des Reichspostzentralamtes vom 7. Dezember 1929 an die Oberpostdirektionen hervorgeht.
Originalschreiben Danach sind in Zukunft folgende Wellenbereiche zugeteilt:
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1930: Ende des Funk-Verein, Braunschweig Auf der Generalversammlung am 22. Januar 1930 wird beschlossen, den Funk-Verein e.V. Braunschweig aufzulösen, da er seine Funktion, nämlich die Förderung der Einführung des Rundfunks erfüllt hat und ein aussichtsreiches Arbeitsgebiet nicht mehn vorhanden ist. Nach der Auflösung soll aber ein loser Zusammenschluß als "Funktechnische Vereinigung" bestehen bleiben. Der Vorstand legt seine Ämter nieder. Das bewegliche Inventar kommt zur Versteigerung.
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In einem Schreiben vom 22.10.1930 fordert das Reichspostzentralamt die Oberpostdirektionen auf, "Zur Ergänzung des beim RPM geführten Verzeichnisses der von der DRP genehmigten privaten Funkversuchssender" die im Bereich der OPD genehmigten "Versuchssender zu Unterrichts- und Übungszwecken bei Behörden und Schulen" zu melden. Originalschreiben. In dem Schreiben wird Bezug genommen auf eine "Zusammenstellung der verschiedenen Arten von genehmigungspflichtigen Funkanlagen" nach Amtsbl Vf Nr 327/1926, 467/1928 und 311/1929. Die Meldung im Bereich der OPD Braunschweig war negativ. Aber: Das Schreiben läßt den Schluß zu, daß es in dieser Zeit genehmigte "private Versuchsfunksender" gegeben hat. Leider sind die Amtsblätter nicht zu beschaffen. Das Jahr 1931 Die bisherigen Mitglieder der Kurzwellengruppe des Funkvereins e.V. Braunschweig schließen sich in einem neuen Verein, dem "Funk-Verein-Kurzwellen-Gruppe e.V. Braunschweig" zusammen. Der Sender wird vom neu gegründeten Verein übernommen. Standort Gliesmarode.
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Funk-Verein Kurzwellengruppe
Aus der Satzung:
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Vorstand: - 1. Vorsitzender: Willy Bremer, - 2. Vorsitender: Heinrich Bock, - K. Bode, H. Andree, R. Goedicke, A. Bock, K. Kükelhan
Ich fand eine Notiz: Leider sind keine Unterlagen über das Clubleben aus der Folgezeit überliefert. Es hat aber einen Ortsverband im DASD gegeben, denn die Namen der Unterzeichner Martin, Arnold, Siems, Ehni tauchen auch in späteren Rufzeichenlisten auf und ohne die Mitgliedschaft im DASD war kein Amateurfunk möglich.
1933: Amateurfunk in Braunschweig nach 1933 |
Was sonst noch geschah: | - In seiner Juni-Ausgabe ruft das QST Magazin zum ersten Internationalen Fieldday auf. - In der September- Oktoberausgabe 1933 publizierte das kleine Los Angeles R/9 Magazin einen dreiteiligen Artikel mit dem Titel "Single Sideband Transmission for Amateur Radiophones", geschrieben von Robert M. Moore, W6DEI.Es dauerte aber bis 1947, dass die Vorteile der SSB-Technik erkannt wurden. |
Es gab Anfang 1933 offizielle "Liebhaberfunksender" mit D3- oder D4- Rufzeichen und wissenschaftliche Versuchssender. Diese durften untereinander keinen Funkbetrieb ausüben. Hierzu folgendes Schreiben des DASD (weiter unten mehr zu den wissenschaftlichen Versuchssendern mit D2-Rufzeichen): |
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Die Treffen der OG (Ortsgruppe) Braunschweig fanden an jedem 1. und 3. Mittwoch im Monat im Prinzenhof, Reichstraße statt. Ein Lebenszeichen der Funkamateure in Braunschweig kann man einem Beitrag aus dem "CQ-MB", Mitteilungsblatt des Deutschen Amateur-Sende- und Empfangsdienstes, DASD, Heft 2, Februar 1934, entnehmen. Die OV hatte damals offenbar 29 Mitglieder:
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Die Rufzeichen D4BAK und D4BCK tauchen in den folgenden offiziellen Rufzeichenlisten nicht auf. Sie sind also wohl der "offiziösen" Rufzeichenvergabe des DASD zuzuordnen. |
1935, Mitte Januar: Neues aus der Landesgruppe D (CQ-MB 2/1935, S. 31): Die Gruppe umfaßt die beiden RPD-Bezirke Magdeburg und Braunschweig. Der Mitgliederbestand war Mitte Januar 109 Mitglieder in 22 Ortsverbänden. Der Ortsverband Braunschweig hatte 35 Mitglieder, davon 22 DE's. Lis stns: BCK, CNK, BRK, BKD, BEK, BFK. Landesgruppenleiter: Herbert Fehse, Gardelegen. Technischer Referent der LG L-D: OM W. Ilse, Göttingen. Ortsgruppenleiter Braunschweig: OM Ehni. Es gab im Jahr 1935 einige lizenzierte Funkamateure in Braunschweig und Umgebung mit neuen Rufzeichen. Das belegen die technischen Unterlagen der Amateurfunkstationen, die bei der RPD vorlagen:
? Dengler Beispiel einer Sendeerlaubnis, hier von Heinrich Fricke, D4UWD, mit Ergänzung von 1937.
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Laut einer Rufzeichenliste der von der Deutschen Reichspost genehmigten privaten Versuchsfunkanlagen mit Fernstrahlung (einschl. der Versuchsanlagen der DRP), herausgegeben vom Reichspostzentralamt, Berlin-Tempelhof, 1. Mai 1935, gab es im RaumBraunschweig drei Stationen:
D2cf, Institut für Fernmeldetechnik der Technischen Hochschule Braunschweig, Wohlgemerkt: Von diesen Stationen aus durfte kein Funkverkehr mit Amateurfunkstationen betrieben werden! |
1935: Amateurfunk-Genehmigung für Wehrmachtsangehörige Ab 1935 gab es das "Reichskriegsministerium" und aus der "Reichswehr" wurde die "Wehrmacht". "Zuverlässige Funker" konnten unter bestimmten Voraussetzungen eine Wehrmachtslizenz erwerben. Hier die Bestimmungen über das Errichten und den Betrieb privater Versuchsfunkanlagen durch Angehörige der Wehrmacht (Amateursender). Der Fragebogen ist offenbar von 1936 datiert. Ab wann es solche Lizenzen gab, ist nicht bekannt. Während der Dienstzeit ruhte eine bestehende DASD-Sendegenehmigung.
1936: Adolf stört!
Der DASD tritt anläßlich seiner Mitgliederversammlung 1936 zum ersten Mal in die Öffentlichkeit. Hier ein Rundschreiben der Ortsgruppe Braunschweig des DASD anläßlich einer Tagung der Landesgruppe D des DASD am 6./7.06.1936. Hier das Mitteilungsblatt der Landesgruppe D das DASD, Mai 1936. Darin die Liste der Lizenzen in D, darunter in Braunschweig:
D4CND, Erhard Keltsch, Hagenring 31, 1936: Rufzeichenliste
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Laut einer Rufzeichenliste der Deutschen Reichspost, herausgegeben vom Reichspostzentralamt, Berlin-Tempelhof, 22. Juni 1936, gab es im Deutschen Reich 475 Liebhaberfunksender, Gruppe 4. Die Lizenzinhaber im OV Braunschweig waren (über den Aufbau der Rufzeichen siehe unten):
D4CND, Erhard Keltsch, Hagenring 31,
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Nebenbei erwähnt: Neue Bedingungen für Erteilung von Sendegenehmigungen (CQ-MB Juli 1936):
"1. Empfangsbereitschaft auf allen Bändern (10 - 80m). Der Nachweis ist durch Beibringung von je 3 QSL-Karten aus allen 4 Bändern zu erbringen. Wenn Schwierigkeiten in der Beschaffung der 10-m-QSL-Karten bestehen, kann sich der T-Ref stattdessen auf andere Weise von der 10-m-Empfangsbereitschaft überzeugen und muß dies entsprechend bescheinigen. 2. Vorhandensein eines geeichten Eco-Frequenzmessers. Eine Bescheingug über die vom T-Ref kontrollierte Eichung ist beizutragen. 3. Es müssen mindestens 25 Logblätter zur Auswertung eingereicht sein. 4. Es ist der Empfang nachzuweisen von 5 Reichsrundsprüchen, 8 LG-Rundsprüchen und 3 Übungssendungen. Die Texte müssen jeweils am nächsten Tage an den Betriebsreferenten abgesandt und von diesem anerkannt sein. 5. Ein 15-Minuten-Referat auf einer DASD-Veransdtaltung über technische und betriebliche Fragen. Manuskript ist einzureichen. 6. Muß der Antragsteller seinen sämtlichen Beitragsverpflichtungen dem DASD gegenüber regelmäßig nachgekommen sein." Lizenzprüfung Juli 1936: |
Im CQ-MB 7/1936, S. 110 (Juli 1936) beschreiben D4SLD, D4UUD, D4UVD, D4UWD und D4UYD wie sie ihre Lizenz-Prüfung vor der RPD Braunschweig abgelegt haben. |
Das Jahr 1937:
In der Rufzeichenliste vom 05.05.1937 (CQ 06/37, S. 87) sind folgende Amateurfunkstationen in Braunschweig verzeichnet:
D4FND, Adolf Ehni, Steinweg 15,
Eine weitere Rufzeichenliste der Deutschen Reichspost, herausgegeben vom Reichspostzentralamt, Berlin-Tempelhof, 22. September 1937, weist im Deutschen Reich folgende 116 Liebhaberfunksender, Gruppe 3, aus. Vollständige Liste!
Das Schwarzsendergesetz.
"Der DASD begrüßt dieses Gesetz, in dem wir auch einen starken Schutz der Interessen der im DASD zusammengeschlossenen deutchen Kurzwellenamateure zu erblicken haben, besonders. Das Gesetz wird dazu beitragen, daß endlich den Ätherpiraten gründlich das Handwerk gelegt und in Zukunft verhindert wird, daß unsere DASD-Kameraden durch die illegale Betätigung außerhalb unseres Verbandes stehender Kreise immer wieder in falschen Verdacht geraten und in ihrem Ansehen dadurch geschädigt werden.
1937: Brocken - 10-m-Ausbreitungsversuche. Der Landesverband D (Harzlande) war einer der größten und ausgedehntesten Landesverbände des Deutschen Reiches und einer der geographisch vielseitigsten. Daher lag es nahe für die Rundsprüche (LV-BD) das 10-m-Band zur Entlastung des 80-m-Bandes näher zu untersuchen. Zunächst sollte die Ausbreitung der Bodenwelle untersucht werden, um zur Verwendung in einem reglmäßigen Rundspruch- und Liniendienst herangezogen zu werden. Die Versuchsreihe wurde mit Ausbreitungsuntersuchungen an der"TEN-Rundspruchstation des OV Braunschweig, D4fnd, begonnen. Am 11. April 1937 fuhren drei verschiedene Mobilempfänger (0-V-2) in verschiedene Richtungen. Die Hörbarkeitsgrenze war bei 50 und 60 km Luftlinie erreicht. Es bestätigte sich, dass zwischen Sender und Empfänger optische Sicht herrschen muß.
In Ermangelung eines transportabeln 10-m-Senders wurden für einen zweiten Versuch alle 10-m-Stationen des Landesverbandes gebeten, am 2. Mai zu bestimmter Zeit klar zu sein, um dann mittels eines kleinen 80m-Senders vom Brocken aus mit ihren Sendungen auf TEN zu beginnen.
Um einen weiteren Beitrag zu dem noch verhältnismäßig unerforschten Gebiet der Bodenwellen-Ausbreitung für das 10-m-Band zu liefern wurde mit einem transportablen "Ultrakurzwellensender" (10m) am 4. und 5. September ein weiterer Versuch unternommen.
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Ein ausführlicher Bericht ist in der CQ Heft 12, 1937, veröffentlicht. Hörberichte kamen aus einer Entfernung von bis zu 200 km. (Im Internet z.B. unter www.cdvandt.org > DASD-CQ 1937.) Links das Fahrzeug mit der Funkstation auf der Rückbank. |
16.12.1937: In einem Schreiben vom 16.12.1937 schreibt der Reichspostminister an den DASD, dass bei Verstößen gegen das Gesetz gegen die Schwarzsender vom 24. November 1937 künftigt Zuchthausstrafe verwirkt ist. Hier das Schreiben des Reichspostministers. "Ich stelle anheim, Ihre Mitglieder hierauf besonders hinzuweisen."
Rufzeichenliste 1938
D4fnd, Adolf Ehni, Wendelin Fischer, D4sld, der so sehr aktiv im OV-Leben war, ist in dieser Liste als D4slf mit der Adresse Berlin-Mariendorf verzeichnet. Neben den "Liebhaberfunksendern" gab es - siehe oben - "Versuchsfunkanlagen mit Fernstrahlung" mit D2-Rufzeichen und zwei Buchstaben als Suffix, von denen einige auch die für den Amateurfunk vorgesehenen Wellenbänder benutzen durften. Unten die Liste von 1938. Es sei erwähnt, dass auch Genehmigungen für "Versuchsanlagen ohne Fernstrahlung" erforderlich waren. Das galt für Schulexperimente, Baukästen von Kosmos usw., sogar für die Entwicklung von Oszillator-Schaltungen für Funkgeräte!
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Die Liste der "Versuchsfunkanlagen mit Fernstrahlung" des Reichspostzentralamtes vom 14. Dezember 1938 enthielt 92 Rufzeichen. In Braunschweig hatte das Institut für Fernmeldetechnik der TH Braunschweig das Rufzeichen D2CF. Es durfte in Telegraphie und Sprechfunk auch auf den Amateurfunkfrequenzen (A) für "Lehr-, Forschungs- und rein wissenschaftliche Zwecke" gesendet werden.
Die meisten Rufzeichen waren an Forschungseinrichtungen der Deutschen Reichspost vergeben, aber auch an die Industrie wie Telefunken, Lorenz, Loewe, Huth, Rohde und Schwarz sowie Institute der Technischen Hochschulen. Interessant ist auch der Zweck der Anlagen. So beschäftigte sich Telefunken mit 1-kW-Sendern an der Ostseeküste mit "Untersuchungen über die Ausbreitung von Ultrakurzwellen über See" (D2DH, D2DI, Frequenzbereich 35 MHz bis 74 MHz). Weiterhin ging es um Erprobungen von Sendern und Empfängern, sowie um "Erprobung von Peil- und Empfangsgeräten", "Ausbreitungsversuche über kurze Wellen", "Steuerung von Seezeichen" usw. |
In der CQ-MB, 10/1938, ist der DASD-Organisationsplan veröffentlicht. Hier der vollständige Organisationsplan. Aus dem Organigramm geht auch der Aufbau der Rufzeichen hervor. Der Suffix der Rufzeichen besteht aus drei Buchstaben. Der letzte Buchstabe steht für den Landesverband des DASD bzw. für die zuständige Reichspostdirektion (RPD):
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QSL-Karten aus der Zeit um 1943, die OM Heinz Kassenbrook, späteres Rufzeichen DL1PR, als SWL erhielt (einzelne Karten können vergrößert betrachtet werden): |
Im April 1944 hat es nach den Unterlagen der Reichspostdirektion Braunschweig keine in Braunschweig ansässige Funkfreunde mit Kriegsfunkgenehmigungen gegeben.
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In einem Schreiben vom 17. April 1944 fragt der Präsident des Reichspostzentralamts beim Präsidenten der Reichspostdirektion Braunschweig an, welche "Funkfreundsender" in Braunschweig tätig sind. "Sämtliche Unterlagen für Funksendestellen der Funkfreunde sind hier und auch beim RPM durch Feindeinwirkung verbrannt."
In der Antwort werden vier "Einzelverleihungen" genannt. Mit Standort Braunschweig ist nur Martin Groß, D4LYN, mit einer Kriegsfunkgenehmigung genannt. Er gehört aber nicht zum "harten Kern" der braunschweiger Funkamateure. Hier die Dokumente: |
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Es gibt eine Liste der "Kriegsfunkgenehmigungsinhaber", Stand 25. August 1944, die ich freundlicherweise von Heinz, DC5WW, erhielt. Hier die Liste (Heinz beschäftigt sich auch mit der Amateurfunkgeschichte und erstellt eine Chronik für den OV Coburg, der auch auf 90 Jahre Amateurfunk zurückblicken kann). In dieser Liste sind folgende Lizenzinhaber aus dem Raum Braunschweig genannt: - D4LYN, Martin Groß aus Rottweil, Standort Braunschweig sowie mit 10-m-Lizenzen: - D3JQD, Richard Hinz und - D3KCD, Rudolf Rückwitz. Richard Hinz hat den Krieg überlebt und ist auch nach dem Krieg dem Amateurfunk treu geblieben. Er war "Beisitzer" im ersten Vorstand des neu gegründeten OV H03. Über die beiden anderen OM ist nichts überliefert.
Weitere Anmerkung: D4jcv Ernst Huhl z.Zt. Wohnschiff „Milwaukee“ Kabine 584 in der Liste ist wohl ein Schreibfehler. Lup-DJ7SW schrieb mir:
Zur Erinnerung: Am 8./9. Mai 1945 wurde der Kapitulationsvertrag unterzeichnet! Die Alliierte Militärregierung ordnete an, dass alle Radiofunkgeräte nebst Zubehör einzuziehen sind.
Fortsetzung siehe unter "Nachkriegszeit" bei |
Zuletzt geändert: 23.12.2015