Deutschlandradio Kultur 2014

Der Senderstandort Oranienburg besteht seit 1936. Nach Kriegsende wurde 1945 die "Funksendestelle Rehmate" von der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. 1955 ging an dem Standort der zentrale Langwellensender der DDR in Betrieb. Wegen Interferenzstörungen wurde die Sendefrequenz im Laufe der Zeit von zunächst 185 kHz schrittweise auf 177 kHz reduziert.

An dem Standort befinden sich mehrere UKW-Sender, die überwiegend in nordöstlicher Richtung strahlen.

Es ist zu erwarten, dass der Sendebetrieb auf Langwelle bald eingestellt wird. Die Gebäude sowie teilweise die technischen Einrichtungen werden der Nachwelt erhalten bleiben, sie stehen unter Denkmalschutz.

Der volltransistorisierte Langwellensender auf 177kHz besteht aus zwei Blöcken zu je 250 kW. Er wird mit reduziertem Träger gefahren. Radiofreunde brauchen sich nicht zu wundern, wenn das magische Auge des Röhrenradios flackert.
Über diesen Sender wurde auf Mittelwelle 693 kHz bis zum 31.12.2013 die Stimme Russland ausgesendet. Sendeleistung 250 kW.

Einen tieferen Einblick in die Sendertechnik bietet der Sender rechts im nebenstehenden Bild.

Ein Senderstreifen hat eine Sendeleistung von 1 kW. Über die zehn Ringkerne wird die Leistung abgegriffen.

Nach fast 80 Jahren Funkbetrieb ist die Zukunft des Geländes ungewiss. Fest steht, dass der Betrieb auf Langwelle eingestellt wird. Was mit den UKW-Sendern geschieht, ist ungewiss. Jedenfalls bleiben die Gebäude erhalten.

Ein ehemaliger Mitarbeiter hat sich die Mühe gemacht, viele historische Dokumente und Fotos zusammenzutragen und dem Sender zur Verfügung zu stellen. Sicherlich irgendwann eine Bereicherung für das Archiv der GFGF...

Die Radiofreunde gerieten beim Anblick der letzten Relikte aus der Röhrentechnik ins schwärmen. Die wassergekühlten Endstufenröhren vom Typ Siemens SRW 357 haben eine Nutzleistung von 100 kW. Der Stab oben auf der Röhre führt zum Gitter der direkt geheizten Triode. Seitlich sind die beiden Anschlüsse für die Heizung angeordnet. Die Anode befindet sich unterhalb des Glaskörpers.
Unter der Senderetage befindet sich die Infrastruktur: Dummyload, Kühlkreisläufe, Trafos usw.
Natürlich mußten wir auch eine Spaziergang zum Sendemasten unternehmen. Der Mast ist geerdet. Die Antennenzuleitungen gehen vom Anpass-Gebäude schräg hoch zur Rombusantenne.

Beim Anblick der Befestigung des Zugseils im dritten Bild musste ich schmunzeln...

Die Reusenleitung und das Gebäude mit dem Anpassgerät einer stillgelegten Antenne sind erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz.
Oben der Eingang der Reusenleitung. Rechts der Übergang zur Antennenanpass-Einheit.
Der Ausflug nach Zehlendorf/Oranienburg hat sich gelohnt. Bei besten Wetterbedingungen konnten wir einen der letzten in Deutschland noch in Betrieb befindlichen LW-Sender zu besichtigen. Die Zeit der Großsender auf Lang- und Mittelwelle geht unwiderruflich zu Ende.

Der besondere Dank gilt dem Radiofreund aus Dessau, der die Kontakte geknüpft hat und dem Mitarbeiter der Media Broadcast GmbH, der seine Freizeit geopfert hat, um uns fachkundig zu begleiten.

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Zuletzt geändert: 03.07.2014